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Alex Testet Tesla Model 3

Der grosse Fahrbericht

Nachdem das Model schon seit einem Jahr in den Vereinigten Staaten seine ersten Kunden gefunden hat, ist es nun seit Februar auch auf Europas Strassen zu Hause. Als langjähriger Model-S-Fahrer habe ich wirklich viele Erfahrungen mit Tesla und deren spannenden Elektroautos sammeln können. Jetzt haben meine Geschäftspartner Chris und ich uns auch ein Model 3 zugelegt, das schon vor seiner Ankunft mit einer emotionalen Hypothek belastet war, weil leider auch der Auslieferungstermin unseres Fahrzeuges um mehrere Wochen überschritten wurde. Wir wussten ja, dass diese verhältnismässig junge Autofirma mit den vielen Auslieferungen viel zu stemmen hat – diese Verzögerung allein wäre für mich noch zu entschuldigen gewesen. Doch wenn man selbst auf Nachfragen per Mail und Telefon nicht oder nur in homöopatischen Dosen mit Informationen versorgt wird, steigt schon manchmal das Frustlevel. Nachdem der vereinbarte Termin verschoben wurde, war es dann endlich soweit. Ich erinnerte mich an die Auslieferung meines ersten Tesla. Als ich das Model S vor drei jahren abhpolte, nahm man sich viel Zeit, das Auto unter einem schicken Tuch versteckt war, das ich dann runterziehen durfte, wurde ausführlich erklärt, alles passte, die Freude war riesig.

Dieses Mal hatten viele der Abholer teilweise mehrere Jahre auf diesen Tag gewartet, die Stimmung hätte eigentlich Juchzen und Jubel sein müssen, doch sie blieb verhalten: Chris und ich, sowie viele andere Neukunden mussten nämlich erstmal auf Ostereier-Suche gehen: Wir kannten unser Kennzeichen und mussten unser Auto unter vielen ähnlich aussehenden selbst finden! Skurril, aber irgendwie auch lustig. Ein kleines besonderes Schmankerl bei unserem Auto war dann, dass das Nummerschild mit dem TüV Aufkleber vorne statt hinten angebracht wurde.

Ins chaotische Bild, das Tesla schon in der Wartezeit geboten hatte, passte auch, das die Kunden ahnten, das manche Autos mit dem ein oder anderen Makel an den Kunden gegeben wurde. Wir standen also mit einer Checkliste vor unserem neuen Auto und suchten nach Lackschäden, Verschmutzungen und anderen Mängeln.

Laden am Supercharger dauert nur ca. 20 Minuten

Einige hatten Glück und konnten erleichtert vom Hof rollen. Das ein oder andere Tesla-typische ungenaue Spaltmass ist ja kaum mehr eine Erwähnung wert. Chris und ich gehörten leider zu den weniger glücklichen. Negativhighlight war ein grosser Lackpickel hinten am Auto, der Innenraum war leicht verschmutzt und das Typ 2-Ladekabel war nicht dabei, worauf uns ein anderer Abholer, dem das auch auffiel, glücklicherweise noch hinwies: Schlussendlich wurden alle unsere Mängel schriftlich festgehalten mit dem Versprechen, sie in nächster Zeit zu korrigieren. Nach diesem wenig erfreulichen Beginn sind wir das Auto inzwischen aber über einen Monat gefahren und inzwischen stellt sich die Begeisterung ein: Reichweite, Beschleunigung und Fahrverhalten dieses Auto verdeutlichen, was die noch junge Elektromobilität heute schon kann und wie dynamisch sie sich entwickelt. Schon mit der Reichweite meines Model S 90D bin ich zufrieden, aber unsere Long Range-Version des Model 3 toppt das: Der Akku ist mit 75 Kilowattstunden zwar kleiner, aber wir kommen damit weiter, da Model 3 deutlich effizienter mit der Energie im Akku umgeht. Im Frühling wo man die Heizung und Klimaanlage selten einsetzt, kommen wir mit einer Akkuladung rund 400 Kilometer weit, auch bei flotter Autobahnfahrt mit Tempo 130 km/h. Und das Nachladen geht blitzschnell: ein Ladestopp am Supercharger dauert nur circa 20 Minuten, dann ist der Akku voll genug für die Weiterfahrt. Fazinierend an dem Wagen ist vor allem der Autopilot, der sich über die letzten Jahre stark weiterenwickelt hat: 8 Kameras, Radar und Ultraschall-Sensoren kutschieren uns zuverlässig fast vollautonom über die Autobahnen dieses schönen Kontinents und parken das Auto von alleine ein. Selbstverständlich bin ich immer aufmerksam am Steuer falls die Technik doch mal menschliche Hilfe braucht, aber das war bei unserem Model 3 nicht der Fall.

Schon die Technik des Autopiloten bei meinem Model S war begeisternd, doch der hat alle paar hundert Kilometer schon mal Fahrfehler gemacht. Nun sind Hard- und Software auf einem spürbar neuen Level – darüber kann es kaum zwei Meinungen geben, in diesem wichtigen Zukunftsfeld ist Tesla deutlich weiter als andere Anbieter.

Desgin ist bekanntlich Geschmacksache. Die einen mögen es, die anderen finden esoptisch zu brav, die Proportionen der Schnauze ungewohnt. Finde das Model 3 von aussen nicht so sexy wie Model S. Den Innenraum beschreibt das Wort minimalistisch am zutreffendsten. Das Lenkrad und ein 15 Zoll Bildschirm für alle Funktionen, das wars im Prinzip auch schon. Selbst das Handschuhfach wird über das Display geöffnet. Das Bedienkonzept geht auf. Ein grosser Touchscreen mit einem durchdachten Menü ist intuitiver als 100 verschiedene.

Platz fünf und mehr Platz als man denkt

Knöpfe und mit ein wenig Übung findet man das Radio auch während der Fahrt aus dem Augenwinkel. Nur manchmal fehlt ein zweites kleines Display hinter dem Lenkrad für Navi und Dacho – immer leicht nach rechts unten zuschauen, ist gewöhnungsbedürftig. Chris, der das Model S nicht gewohnt ist, findet es aber optimal gelöst und braucht weder einen zweiten Bildschirm noch ein Head-up-Display.

Bin ein grosser Fan elektrischen Fahrens. Wie leise und trotzdem spritzig E-Autos antreten und das ohne lokal Emissionen auszustossen! Model 3 zaubert mir regelmässig ein Lächeln auf die Lippen, wenn es in gut vier Sekunden von null auf hundert spurtet. Dank der schweren Akkus hat es einen tiefen Schwerpunkt und liegt robust auf der Strasse. Das Lenkrad ist auffallend klein, liegt aber gut in der Hand und eignet sich hervorragend auch für sportliche Kurvenfahrt. Beim Fahrspass spielt Model 3 definitiev in der Champions League. Wie alltagstauglich ist der Wagen? Geht der Spass auf Kosten des praktischen Nutzens? Vorne haben auch 2 Meter grosse Menschen Platz und auf der Rückbank finden drei weitere Erwachsene Platz. Mit 425 Liter Kofferraumvolumen sollten Einkäufe, Ausflüge und Urlaube gut machbar sein, denn es gibt dort, wo bei Verbrennern ein grosser Motor sitzt, noch einen zweiten kleinen Kofferraum, den so genanten ,,Frunk“ (Front-Trunk).

Eine Art Fazit

Das Tesla Model 3 ist auf jeden Fall ein ganz besonderes Auto mit superminimalistischen Desgin. Für mich klar ein vollwertiger Tesla, der sich keineswegs vor den teuren S und X Modellen verstecken muss. Aktuell, wie viele andere Tesla Fahrer auch, besorgt, was Qualität, Service und Kommumikationsstandards des Hauses betrifft. Hoffe dort auf Besserung – die Marke, das Auto und der Fahrspass damit sind es wert.

Quelle: arrive

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