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Ford Explorer Plug-In-Hybrid

AMI-SUV mit Spar-Allüren

Wem die Plug-in-Hybrid-SUV aus der deutschen Oberliga nicht indviduell genug sind, der muss mal beim Ford-Händler vorbeischauen. Die Amis schicken erstmals ihren Explorer nach Europa.

Amerikaner und öko? Das passt ja wohl gar nicht zusammen. Stimmt, aber es gibt Ausnahmen. Ford zum Beispiel. Deren früherer Chef Bill Ford, Urenkel des Gründers Henry Ford, wollte schon vor zwei Jahrzehnten dem Konzern einen grünen Anstrich verpassen, scheiterte aber letztlich am billigen Sprit und dem Desinteresse der amerikanuschen Kunden an umweltbewussten Autos. Immerhin: Ford wagte es trotzdem, ein Hybridmodell auf den Markt zu bringen, den Escape. Das war 2004. Fünf Jahre später folgte die Limosouine Fusion in eletrifizierter Version.

Die gesammelten Erfahrungen zahlen sich nun aus. Ford fährt in Sachen Hybrid unter den US-Autoherstellern auf der Pole Position. Auch in Europa möchte man ganz vorne dabei sein und elektrifiziert massiv seine komplett Modellplalette, den Fiesta, den Puma, den Kuga, den Mondeo, ja sogar den Mustang und die Transporter-Flotte. Und weil die Händler immer öfter Klagen der Kunden hörten, warum man nicht auch den Explorer in Europa anbieten könnte, haben sich die Ford-Strategen nun dazu entschlossen, genau dies zu tun.

Berücksichtigt man, dass es sich bei dem dicken Ami mit immerhin einer Länge von fünf Metern und über 2,3 Tonnen Gewicht um kein Volumenmodell handelt, das grosse Stückzahlen bringt, ist dieser Entschlussumso bemerkenswerter. Ebenso, weil der Explorer sich auch preislich in den oberen Rängen bewegt. Los geht es bei 76.000 Euro. Die Platinum-Version kostet 77.000 Euro. Dafür jedoch bedarf es keiner Preisliste. Alle Dinge, die gewöhnlich bei den deutschen Konkurrenten teuer extra bezahlt werden müssen, sind bei dem US-Boy bereits serienmässig an Bord. So gesehen relativiert sich das Finanzielle und der Explorer könnte fast als Schnäppchen durchgehen.

American Way Of Drive

Wer einmal in den USA Urlaub gemacht hat und ein bisschen die amerikanische Autokultur kennt, der weiss, dass in der neuen Welt Dieselmotoren im Pkw-Segment keine Rolle spielt. Benzin ist dort das Allheilmittel. Damit erübrigt sich die Frage, ob es den Explorer auch als Selbstzünder gibt. Schliesslich ist diese Art von Antrieb bei den grossen SUV in Europa die am meisten gekaufte. Ford hätte einen Explorer mit Diesel sicher irgendwie auf die Räder stellen können, doch die Adaption eines solchen Aggregats plus dessen gesamte Abgasnachbehandlung wäre schlicht viel zu aufwendig und teuer geworden und hätte in keinem Verhältnis zu den geringen Stückzahlen gestanden. Banal gesagt: Es lohnt sich nicht. Der Explorer ist und bleibt in Europa ein Aussenseiter. Ihn kaufen hier jene Kunden, die sich bewusst mit einem amerikanischen Modell von der Masse absetzen wollen.

Einen schnöden Benziner aber wollte man den Europäern ebenso wenig vor die Nase setzen. Der Absatz wäre gleich null. Zudem wäre der Verbrauch exorbitant hoch. Und somit hiess es in der Ford-Zentrale in Dearborn: Hybrid only. Unter der Haube des Explorer arbeitet jetzt ein Plug-in-Hybridantrieb, bestehend aus einem Dreiliter-Benziner plus Elektromotor. Beide gemeinsam leisten 336 kW, nach alter Rechnung sind das 457 PS. Noch imposanter aber ist das Drehmoment: 825 Newtonmeter schickt das System in die Zehngang-Automatik. Von solch einer Kraft aus dem Drehzahlkeller träumen selbst Dieselfahrer. Damit ist der Explorer Ford stärkstes Hybridfahrzeug überhaupt und könnte den Sprint von null auf 100 km/h in nur sechs Sekunden erledigen.

So aber bewegt man den US-Boliden nicht. Der Explorer ist ein Cruiser. Er erzieht schon auf den ersten Kilometern zu Gelassenheit und hat mit sportlichen Ambitionen nichts am Hut. American Way of Drive. Der elektrische Antrieb unterstüzt dies zusätzlich. Wer im städtischen Umfeld unterwegs ist, hört nur ein leises Säuseln. Im sogenannten EV-Auto-Modus entscheidet die Elektronik, wann welcher Motor den Vortrieb übernimmt, stets darauf bedacht, möglichst effizient von A nach B zu kommen. Wird das Programm ,,EV Jetzt“ gewählt, rollt der Explorer so lange elektrisch, bis sein Akku leer ist. Mit einer Kapazität von13,6 kWH ist dies spätestens nach 44 Kilometern der Fall, zumindest nach WLTP-Norm. Im Alltag sind es deutlich weniger. Diese Erfahrung machten wir schon auf der ersten Testfahrt. Mehr als 30 Kilometer zu schaffen ist eine Herausfordeung für den rechten Fuss.

Ein weiteres Fahrprogramm heisst ,,EV Später“. Hier wird die Batteriefüllung zur späteren Nutzung geschont, beispielsweise für eine Umweltzone. Und wer mit vollem Akku sein Ziel erreichen muss, drückt auf ,,EEV Aufladen“. Die Stromgewinnung über den Verbrennungsmotor ist zwar vom Wirkungsgrad her schlecht, weil Benzin in elektrischer Energie umgewandelt werden muss, doch je nach Situation geht es halt manchmal nicht anders. Sinnvoller ist da schon das Laden über Stromkabel und Steckdose (daher auch der Name Plug-in). Knapp sechs Stunden dauert es an einem gewöhnlichen Hausanschluss. An einer öffentlichen Ladesäule muss der Explorer etwa viereinhalb Stunden parken, um zu voller Energie zurück zu gelangen.

Prinzipiell verlangen Plug-in-Hybride nach einer hohen Lade-Disziplin. Heisst: Nur wer den Wagen stets dann ans Kabel hängt, wenn der Akku danach ruft, kann das 2,5 Tonnen schwere SUV mit weniger als fünf Litern auf 100 Kilometer zufriedenstellen. Zwar verspricht Ford nach dem WLTP-Zyklus nur 1,3 Liter. Aber das ist in freier Wildbahn so gut wie nicht zu schaffen. Auf der anderen Seite darf man auch niicht entäuscht sein, wenn der Verbrauch in Richtung zwölf Liter und mehr abdriftet, weil zuvor nicht geladen wurde und damit einzig dem Sechszylinder die ganze Arbeit aufgebürdet wird.

Mit seinen riesigen Abmessungen ist der Explorer zwar der Feind eines jeden deutschen Parkhauses, dafür entshädigt der Ami-SUV aber auf Überlandfahrten und Reisen. Hinter seine Vordersitze passt mehr als in den grössten Kombi, um genau zu sein: Allein die Ablage im Innern fassen addiert 123 Liter, und zwölf Cup-Holder sollten auch für die grösste Familienfahrt reichen.

Bis heute ist die Explorer-Baureihe das meistverkaufte SUV Nordamerikas. 1990 erschien die erste Generation, heute sind wir bei der 6. Auflage. Über acht Millionen Einheiten rollten seitdem vom Band. Dagegen sind 2.000 Explorer, die Ford hofft, pro Jahr in Deutschland absetzen zu können, eine homöopatische Dosis. Käufer können sich also durchaus einer gewissen Exlusivität sicher sein.

Technische Daten Ford Explorer

Motor

3-Liter-Benziner + Elektromotor

Systemleistung

336 kW/357 PS

Max. Drehmoment

825 Nm

Akku

13,6 kWh

Ladetauer 11 kW / 2,3 kW

4,5 h / 6 h

CO2-Emissionen

71 g/km

Verbrauch

3,1 l/100 km

Elektrische Reichweite

44 km (WTLP)

0-100 km/h

6.0 Sekunden, Vmax: 230 km/h

Grundpreis

ab 76.000 Euro

Quelle: arrive

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