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Autogas in der Schweiz

Schildkröte auf Rädern

Opel Rocks-E

Opel geht mit dem neuen Rocks-e einen Weg, den man den Rüsselsheimern eigentlich nicht zgetraut hätte. Mit dem ,,Sustainable urban mobility“, kurz SUM geannt, will die Marke sich einen neuen Kundenkreis erschliessen. Ob das klappt?

Also irgendwie ungewöhnlich ist er schon. Aber der Rocks-e, den es baugleich als Renault Ami in Frankreich gibt, ist ja auch kein Auto, sondern ein Leichtkraftrad, also sowas wie ein Moped. Der Unterschied: Sieht nicht aus wie ein Moped. Könnte aber eins sein, man muss sich nur eine Plastikhaube mit kleinen Scheinwerfern vorne und hinten und ein Versicherungsschild statt eines Autokennzeichen dazu denken. Schon steht vor einem die putzigste Grossschildkröte auf Rädern, die man sogar fahren kann. Der anfängliche Knudelwunsch verflüchtigt sich aber zügig, wenn man mit der rollenden Kröte loslegt.

Um es nochmal zu betonen: Das ist ja kein Auto, sondern ein Leichtkraftfahrzeug, ein sogenanntes L6e. Der Moped-Führerschein Klasse AM reicht für die Fahrt. Und weil das so ist, müssen weder Steuern gezahlt noch TüV-Termine gemacht werden. Aber auch, wie für E-Autos noch üblich, gibt es vom Staat beim Kauf nicht.

Ein Plus: Schon mt 15 Jahren darf das Ding im regulären Stadtverkehr auf den Fahrspuren wie alle anderen Autos gefahren werden. Damit deutet sich auch die Kundengruppe klar an: Jugendliche, aber auch Mitarbeiter von Liefer- und F hlegediensten haben die Rüselsheimer im Blick. Immerhin garantiert das Fahrzeug, trocken und möglichst günstig von A nach B zu kommen. Mehr aber auch nicht.

Spartanisch ausgerüstet

Wer sich in den Rocks-e reinsetzt, ihn fährt und den fehlenden Komfort spürt, weiss recht schnell, warum nur diese Kundengruppen überhaupt in Frage kommen. Jetzt aber geht erstmal los. Setze mich auf den recht harden Sitz und starte in der D-Stellung , die auf einer kleinen Leiste links neben dem Sitz einstelle. Höre ein Piepen. Und los geht’s mit Druck aufs Gaspedal. Schnelles, zügiges Anfahren. Hoppla, geht gut voran, ebenso wie das strenge Abbremsen, wenn der Fuss sich vom selbigen Pedal entfernt. Als etwas unangenehm empfindet man das röhrenartige, laute Dröhnen während der Fahrt. Etwas unwilkürlich fühlt man sich an den letzten Trabbi erinnert. Der wenig komfortable Sitz und die schwache Federung lösen auf der Fahrt am Main auch nicht unbedingt Glücksgefühle aus.

Die lässige Fahrt im Stadtverkehr speist sich aus einer Motorleistung von nur 8,2 PS und dem 5,5 kWh grossen Lithium-Ionen-Akku. Mit 75 Kilometer Reichweite reicht das für kleinere Fahrten in der Stadt. Dann muss das L6e wieder an die Haushaltsstekdose. Komplett geladen ist der Energiespeicher dann in 3,5 Stunden. Das 3 Meter lange Ladekabel ist fest mit dem Fahrzeug verbunden und befindet sich im Rahmen der hinteren B-Säule. Es lässt sich lässig ausziehen und nach Nutzung dort wieder verstauen. Ein Typ-2-Adapter sorgt dafür, dass man auch an öffentlichen Säulen laden kann.

Vorne sieht man zwei Kulleraugen mit LED-Technik, die Andeutung des neuen Vizor-Grills, dazwischen zwei gegenläufig öffnende Türen. Alles sehr kunstoffreich und ungewöhnlich. Die tolle Rundumsicht auf, das Glaspanoramadach – all das lässt den Rocks-e mit viel Licht fast erleuchten.

Bei der technischen Sicherheit wurde leider etwas gespart, es sind keine Airbags vorhanden, auch eine Kurbel fürs Fenster sucht man vergebens. Dafür gibt es aber Klappgriffe, wie man sie von der alten ,,Ente“ noch kennt. Neben dem Sitz ist ein kleiner Platz zum Ablegen von Einkaufstaschen, Golfschlägern oder Sporttaschen, mehr geht leide nicht, Kofferraum gibt’s auch nicht.

Vorne und hinten knudellige Kulleraugen

Das Armaturenbrett hat klasse Nischen für Ablegewaren wie Lippenstifte, Kugelschreiber oder Kaffeebecher, zumindest in der höheren Ausstattungsverssion ,,Klub“. Echt peppig die farbigen Lego-Einsätze. Auf ähnlich hohem Komfortniveau liegt die Halterung für Smartphones zentral auf der Mittelkonsole. Keine Klimaanlage. Schalte per Knopftruck die laute Lüftung an, jetzt heizt sich der Raum im Idealfall um bis 6 Grad auf. Aber was macht man dann im Winter, wenn es richtig knackig kalt wird?

Suche jetzt etwas Zersstreuung während der Fahrt, ein Radio wäre fein. Aber auch hier leider Fehlanzeige. Lediglich ein kleines Schwarz-Weiss-Display informiert über Tempo und Ladezustand. Immerhin.

Uund an der Halterung fürs Smartphone enteckt man eine USB-Büchse und Befestigung für den Bluetooth-Lautsprecher. Super.

Fazit

Dieses Fahrzeug wendet sich an Schüler, Liefer- und Pflegedienste und hippe Grossstädter, die etwas Werbewirsames fahren möchten. Um den Kauf zu versüssen, kann man den Rocks-e ab Anfang 2022 ab 49 Euro monatlich finanzieren. Das ist günstig. Allerdings fragt man sich: Hat der Rocks-e mit einem Preis ab 7.990 Euro einen so hohen Mehrwert, dass man wirklich willens ist, dieses gegen das Auto oder Fahrrad, einzutauschen? Diese Frage werden die Verkaufszahlen in den kommenden Jahren sicher beantworten. Uterm Strich bleibt ein ungewöhnliches Fortbewegungsmittel in der City, dass auf jeden Fall seine Berechtigung hat.

Technische Daten Opel Rocks-e

Batterie

5,5 kWh

Leistung

8,2 PS

0-45 km/h

10 s

Höchstgschwindigkeit

45 km/h

Reichweite

75 km

CO2-Ausstoss

0 g/km

Verbrauch

Keine Angaben

Abagassnorm

Euro 5

Preis

ab 7.990 Euro

Quelle: arrive

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